Spendergeschichten

Als Nächstes Mika!

Alle Mitglieder der vierköpfigen Familie Ristic aus Kirchhain in Hessen sind bei der DKMS registriert. Bei drei von ihnen stimmten die Gewebemerkmale bereits mit denen suchender Patient:innen überein. Die Geschichte einer ganz besonderen Familie.

22.12.2022

Zufall? Wer weiß das schon. Besonders ist Familie Ristic aber auf jeden Fall. Denn drei von ihnen waren schon Mal ein passendes Match für einen Menschen mit Blutkrebs. Dass alle Mitglieder der Familie bei der DKMS registriert sind, geht auf eine Initiative von Mutter Manuela (46) zurück. Vor rund zehn Jahren war eine junge Mutter aus dem Ort erkrankt. Es gab eine große Spenderneugewinnungsaktion und Manuela ging kurzerhand mit ihren Freundinnen hin.

Ihren Mann Thorsten (51) überzeugte Manuela etwa ein Jahr später. Bereits wenige Wochen nach der Registrierung fragte ihn die DKMS als Spender an. Im Frühsommer 2015 wurde dem Logistikmeister unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. „Es war für mich selbstverständlich zu helfen und kein großer Aufwand. Ich wurde sehr gut aufgeklärt“, sagt Thorsten. Später erfuhr er, dass seine Spende an einen jungen Mann nach Italien gegangen ist. Es war für ihn ein schönes Gefühl zu wissen, dass er einem Menschen, der das Leben noch vor sich hat, eine zweite Lebenschance schenken konnten.

Drei Jahre später wird auch Manuela von der DKMS kontaktiert und aufgefordert, Blut abzugeben, um ihre Gewebemerkmale mit denen einer an Blutkrebs erkrankten Person abzugleichen. Es zeigt sich: Die leitende OP-Schwester ist das passende Match. Im Sommer 2018 spendet Manuela ambulant. „Das war schon ein tolles Gefühl, ebenfalls helfen zu können“, sagt sie. Für sie ist die Stammzellspende ein Akt der Nächstenliebe. Sie stellt sich vor, dass ihre Empfängerin vielleicht eine Person ist, die ihr ähnelt – über die Gewebemerkmale hinaus. Ihre Stammzellen gingen an eine Frau in Australien.

Manuelas und Thorstens Kinder Mika (23) und Finn (19) sind mittlerweile auch bei der DKMS registriert. Im Herbst 2022 wird plötzlich Sohn Finn zur Spende angefragt. Der Abiturient bereitet sich auf die ambulante Stammzellentnahme vor. „Meine Eltern sind für mich ein Vorbild. Es ist eigentlich eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem, was betroffene Patienten und Patientinnen durchmachen müssen“, sagt Finn. Doch dann kommt es anders. Die erkrankte Person schafft es leider nicht und verstirbt. „Das hat mich sehr getroffen“, sagt er. Für Finn steht fest, dass er auf jeden Fall wieder bereitsteht, falls er noch einmal als Spender passen sollte. „Jetzt ist aber erst mal Mika dran“ witzelt Thorsten Ristic. Schließlich ist er der Einzige, der bisher noch keine Spendenaufforderung erhalten hat.

Kontakt zu den Empfängern ihrer Stammzellen haben Manuela und Thorsten leider nicht. Das steht für sie aber auch nicht im Vordergrund. Wichtig ist, dass sie Hoffnung auf Leben schenken konnten, den Betroffenen, aber auch deren Familie und Freunden. „Wenn wir gebraucht werden, sind wir da“, sagen Manuela und Thorsten. Verantwortung zu übernehmen ist ihnen wichtig – nicht nur für die Familie und Freunde, sondern auch für Fremde, die Hilfe benötigen.

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