Spender- und Patiententreffen

Besuch vom australischen Stammzellempfänger

Hanna aus Gedern hat sich 2014 als Stammzellspenderin registrieren lassen. 2020 war sie das passende Match für einen australischen Patienten. Mit ihrer Spende schenkte sie Jim eine neue Lebenschance. Inzwischen ist Jim wieder völlig gesund.

03.01.2024

Kürzlich machte er eine Fahrradtour durch Europa, unter anderem, um seine schottischen Wurzeln zu erkunden. Unterwegs hielt er auch in Hessen bei Hanna und die beiden konnten sich persönlich kennenlernen.

Hanna (30) ist Lehrerin, Rettungsschwimmerin, Gruppenleiterin bei den Pfadfindern und fährt regelmäßig mit ihrer Mädchentruppe ins Zeltlager. Sich zu engagieren und anderen Menschen zu helfen, liegt Hanna im Blut. So war ihr auch die Registrierung als Stammzellspenderin bei der DKMS Ende 2014 ein wichtiges Anliegen.

2018 erhält sie einen Anruf von uns: Hanna kommt möglicherweise als Spenderin in Frage. Sie ist sehr aufgeregt, doch leider ist sie nicht das perfekte Match. Ende 2019 erhält sie erneut einen Anruf aus dem Tübinger Büro der DKMS. Hanna hatte die Rufnummer beim letzten Mal abgespeichert, so dass sie sofort weiß, worum es geht. Diesmal ist die Spende bereits konkret: Ihre Gewebemerkmale passen am besten und der ambulanten Stammzellspende steht nichts mehr im Weg. Zur Vorbereitung auf die Spende hat sich Hanna intensiv mit dem Ablauf beschäftigt. Die Betreuung durch das medizinische Personal und auch durch die DKMS ist dabei für sie eine große Unterstützung. Emotional wird es für sie auf dem Weg in die Entnahmeklinik: „Da wurde mir klar: Wenn ich nicht spende, stirbt jemand.“

Die Entnahme findet im Januar 2020 statt und Hanna ist sich ihrer Verantwortung voll bewusst. Im Urlaub achtet sie mehr als sonst darauf, nicht krank zu werden. Fünf Stunden lang werden ihr peripher über die Blutbahn Stammzellen entnommen, die gleich im Anschluss mit dem Kurier auf die Reise geschickt werden. Sie erfährt, dass ihre Spende von allen Anwesenden den weitesten Weg vor sich hat und nach Australien geht.

Während sich dort am anderen Ende der Welt Jim durch seine Therapie kämpft, ist Hanna nicht untätig. Sie unterrichtet damals noch in der Oberstufe und organisiert Registrierungsaktionen an ihrer Schule. Sie klärt auf, beantwortet Fragen und überzeugt viele Schüler:innen und Kolleg:innen sich zu registrieren.

Im Juni erhält Hanna die Nachricht, dass ihr Empfänger sie treffen möchte. Jim ist zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Rad in Europa unterwegs. Sie freut sich sehr und stimmt sofort einem Austausch der Kontaktdaten zu. Bereits am nächsten Tag meldet er sich bei ihr. Die beiden vereinbaren ein Treffen und wenige Wochen später stehen sie sich gegenüber. „Das war einfach nur verrückt! Wir hatten so lange keinen Kontakt, waren uns fremd und dann ging alles so schnell. Auf einmal stand Jim vor der Tür!“, erzählt Hanna freudestrahlend.

Jim ist ein sportlicher 68-jähriger Anwalt, der sich noch lange nicht zur Ruhe setzen will. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Perth. Die Radtour durch Europa ist für ihn eine sportliche Herausforderung und eine Gelegenheit, sich mit seinen schottischen Wurzeln auseinanderzusetzen. Schottische Vorfahren hat Hanna zwar nicht, dafür fallen ihr und Jim aber andere Gemeinsamkeiten auf: Beide sind sehr aktiv, immer ein wenig ruhelos und müssen ständig etwas tun. Beide bezeichnen sich als Kämpfertypen und sind zäh. Hanna glaubt, dass es genau diese Eigenschaften und die sportliche Ausdauer waren, die Jim geholfen haben, die lange Therapie durchzustehen und wieder ganz gesund zu werden.

Gemeinsam verbringen sie ein intensives Wochenende. Hanna zeigt Jim die Sehenswürdigkeiten ihrer Region, den Gederner See und den beeindruckenden Vogelsberg. Gemeinsam tauchen sie tief in die deutsche Kultur ein und genießen traditionelle Gerichte wie Cordon Bleu, Schnitzel und Sauerkraut, besonders das helle deutsche Bier hat es Jim angetan. Das Wochenende ist geprägt von gemeinsamen Outdoor-Aktivitäten und angeregten Gesprächen über Gott und die Welt.

Die anfängliche Zurückhaltung weicht schnell einer tiefen Vertrautheit, und sie nehmen sich auch Zeit für ein Telefonat mit Jims Familie, die Hanna ebenfalls kennen lernen möchten. Der Abschied ist für beide sehr emotional, denn die kurze Zeit hat eine starke Verbindung über Kontinente hinweg geschaffen. Für Jim war dieses Wochenende mit Hanna und ihrer Familie der Höhepunkt seiner Reise und er ist sich sicher, dass ihre Verbindung für immer bestehen bleibt. In den nächsten langen Ferien möchten Hanna und ihr Mann Chris nach Australien reisen und Jim und seine Familie besuchen. Bis dahin stehen sie regelmäßig in Kontakt. Jim hat einen Reiseblog, über den Hanna immer auf dem Laufenden ist und weiß, was er gerade macht. Für sie ist es besonders schön zu sehen, was ihre Spende bewirkt hat: „Es ist so krass, dass die Spende, die mir wie eine Kleinigkeit vorkommt, so viel Leben schenkt und Jim jetzt wieder reisen und Sport treiben kann. Was aus der Anonymität einer Spende entstehen kann, ist etwas ganz Besonderes“.

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