Eine frohe Botschaft, eine lange Reise und ein besonders wertvolles Geschenk: Die Geschichte des 22-jährigen Fezal könnte weihnachtlicher kaum sein. 2.000 Kilometer legte er quer durch Indien zurück, um einem schwerkranken Blutkrebspatienten eine zweite Chance auf Leben zu geben.
Fezal ist gerade als Soldat an der indisch-chinesischen Grenze stationiert, als ihn die frohe Botschaft erreicht: Er ist der passende Stammzellspender für einen Menschen mit Blutkrebs, der dringend eine Stammzelltransplantation benötigt. Fezals Gewebemerkmale stimmen mit denen der Patientin oder des Patienten überein und er kann ihr oder ihm mit seinen Stammzellen eine zweite Chance auf Leben schenken. „Als ich den Anruf von der Stammzellspenderdatei DKMS BMST bekam, war ich überwältigt“, erinnert sich der 22-Jährige. „Es war für mich selbstverständlich, dass ich alles tun würde, um diese wichtige Mission zu erfüllen.“
Doch es gibt ein Problem: Die nächste Klinik, in der eine Stammzellentnahme möglich ist, befindet sich in Bangalore, mehr als 2.000 Kilometer entfernt von seinem Einsatzort. Fezal steigt ohne zu zögern in einen Jeep und fährt los. Doch das Gelände ist eine Herausforderung, und dann behindern auch noch gefährliche Schneerutsche seine Weiterfahrt.
Der junge Mann lässt sich nicht aufhalten: Mehrfach wechselt er auf seinem Weg durch entlegene Dörfer die Transportmittel. Stehen vor Ort keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung, geht er eben zu Fuß – ganze 60 Kilometer! Am Flughafen Jaipur steigt er schließlich in ein Flugzeug. Insgesamt sechs Tage lang ist Fezal unterwegs, bis er endlich Bangalore erreicht und dort seine lebensrettenden Stammzellen spenden kann.
„Fezals Reise ist eine große Inspiration für uns alle und hat uns ganz besonders berührt“, sagt Dr. Elke Neujahr, Global CEO der Stammzellspenderdatei DKMS. „Seine Geschichte steht geradezu symbolisch für die enorme Hilfsbereitschaft und Entschlossenheit unserer Spenderinnen und Spender. Dank ihrem selbstlosen Einsatz konnten wir auch in diesem Jahr wieder zahlreiche – bis Ende 2021 voraussichtlich rund 7.700 – Lebenschancen vermitteln. Das ist einfach großartig und erfüllt uns mit Freude und Dankbarkeit.“
Fezals Geschichte mache aber auch deutlich, wie wichtig es sei, für den Kampf gegen Blutkrebs immer wieder neue Wege zu erschließen und dabei über sich selbst hinauszuwachsen. „Blutkrebs kennt keine Grenzen“, betont Dr. Neujahr. „Deshalb sind wir als DKMS bereits an sieben Standorten auf fünf Kontinenten aktiv und erweitern kontinuierlich unser internationales Engagement.“ Ihren Standort in Indien eröffnete die DKMS im Jahr 2019, als Joint Venture mit der ebenfalls gemeinnützigen Organisation Bangalore Medical Services Trust (BMST). Fezal gehörte zu den ersten Spender:innen, die sich bei der DKMS BMST registrierten – und schon zwei Jahre später wurde er zum Lebensretter.
In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau, zu denen auch Indien gehört, sind viele Menschen überhaupt nicht oder nur sehr eingeschränkt krankenversichert. Der Zugang zur Stammzelltransplantation bleibt diesen Patient:innen meist verschlossen. Hinzu kommt, dass es vor Ort oftmals an den notwendigen Kapazitäten, zum Beispiel einer ausreichenden Anzahl an Transplantationsstationen, fehlt. Die DKMS hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Situation für die bedürftigen Patient:innen in diesen Ländern zu verbessern. Im Kontext ihres internationalen Engagements eröffnete die DKMS zum Beispiel vor Kurzem, zusammen mit gemeinnützigen Partnern vor Ort, eine gemeinnützige Transplantationsstation in Bangalore. Dort erhalten jährlich bis zu 120 Kinder, die an Blutkrebs oder Blutkrankheiten wie Thalassämie oder Sichelzellenanämie leiden, eine Stammzelltransplantation. Weitere Informationen zu den internationalen Hilfsprogrammen der DKMS findet ihr hier.
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