Spender- und Patiententreffen

Kanadischer Minister besucht Lebensretter in Bad Hersfeld

Was für ein bewegendes und herzliches Wiedersehen: Kürzlich besuchte Dominic LeBlanc seinen Lebensretter Jonathan und dessen Familie in Bad Hersfeld. Der Student hatte ihm 2019 mit einer Stammzellspende eine zweite Lebenschance gegeben – dank dieser geht es dem kanadischen Politiker wieder gut.

07.06.2023

Vor einigen Monaten hatten sich Dominic LeBlanc und Jonathan Kehl das erste Mal persönlich getroffen. Der Student war dazu extra nach Kanada gereist. Nun erfolgte der Gegenbesuch – für alle war es erneut ein unvergessliches Treffen.

Wir haben eine Verbindung, die für den Rest unseres Lebens Bestand haben wird“, sagt Dominic LeBlanc. „Ich bin glücklich, es ist alles in Ordnung, und ich bin gesund. Alle sechs Monate werde ich in einer Klinik durchgecheckt.“ Gemeinsam mit Jonathan spaziert er durch Bad Hersfeld und erzählt währenddessen seine ganz persönliche Krankheitsgeschichte. „Ich wäre heute nicht hier, wenn Jonathan nicht das getan hätte was er getan hat und würde die DKMS nicht die Arbeit machen, die sie macht. Menschen wie ich würden hier nicht stehen und mir wäre es nicht möglich gewesen, nach Bad Hersfeld zu kommen, um die Person zu treffen, die mir mein Leben gerettet hat!

Hinter dem 55-Jährigen liegen dramatische Jahre. Im Jahr 2017 hatte er die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom erhalten und musste sein Regierungsamt vorübergehend ruhen lassen. Irgendwann war klar, dass er auf eine Stammzellspende angewiesen ist. Der weltweite Suchlauf wurde gestartet und mit Jonathan Kehl das geeignete „Match“ gefunden. Dieser hatte sich mit gerade einmal 17 Jahren als potenzieller Spender in unsere Spenderdatei aufnehmen lassen. Im Sommer 2019 erhielt er dann eine Nachricht, die sein Leben nachhaltig verändern sollte: Er kam als Stammzellspender für einen Patienten oder eine Patientin in Frage. Kurz nach der Spende erfuhr der Lehramtsstudent, dass seine Stammzellen zu einem Mann nach Kanada gebracht worden waren. Was er damals noch nicht wusste: Mit seinem Einsatz hatte er Dominic LeBlanc aus Moncton, New Brunswick das Leben gerettet.

Nach Ablauf der Anonymitätssperre nahm der Politiker mit einem emotionalen Brief Kontakt zu Jonathan auf. „Die Ärzte in Montreal hatten mir mitgeteilt, dass ich die Anonymitätsfrist von zwei Jahren abwarten musste, bevor ich meinen Spender, sofern er zustimmte, kennenlernen durfte. Zwei Jahre und einen Monat nach der Transplantation war ich auf dem Weg von Montreal zur Hauptstadt Ottawa. Ich kontrollierte gerade meine E-Mails, als ich eine Nachricht von meinem Krankenhaus in Montreal entdeckte. Und dort stand: „Auf Ihre Anfrage hin teilen wir Ihnen die Daten über Ihren Spender mit“, erinnert er sich. „Was mir dabei auffiel, war, dass er 1999 geboren wurde. Ich hatte nicht erwartet, dass der Spender gerade mal 20 Jahre alt war, als er die Stammzellen spendete. In der E-Mail fand ich seine Adresse in Bad Hersfeld, seine Telefonnummer und seine E-Mail-Adresse. Zusammen mit meinen Assistenten, die mit mir im Auto saßen, haben wir sofort Bad Hersfeld gegoogelt.“

Es folgten Videotelefonate und vor Kurzem dann das erste persönliche Treffen. Jonathan war dazu extra nach Kanada gereist und hatte Dominics Heimat und seine Familie kennengelernt. Besonders freute es Jonathan, dass er so herzlich von Dominics Ehefrau Jolène und seinem Stiefsohn aufgenommen wurde. „Ich wurde mit offenen Armen empfangen und wir hatten sofort einen Draht zueinander. Sie haben für mich gekocht und wir haben uns gegenseitig von unseren Familien erzählt.“ Kurzerhand lud er sie zum Gegenbesuch nach Bad Hersfeld ein.

Dominic stellte Jonathan auch seinen Arbeitskollegen und Freunden vor. Einer von ihnen ist Justin Trudeau, der kanadische Regierungschef, in dessen Kabinett Dominic LeBlanc als Minister für Intergovernmental Affairs, Infrastructure and Communities Mitglied ist – und über den es eine schöne Begebenheit zu berichten gibt. „Kürzlich war der deutsche Kanzler in Kanada. Justin Trudeau erzählte Olaf Scholz in diesem Rahmen, dass ich der einzige Minister in der kanadischen Regierung sei, der 100% deutsches Blut habe. Dank Jonathan, der aus Bad Hersfeld kommt“, sagt Dominic LeBlanc.

Unvergessliche Stunden mit Jonathans Familie

Wenige Monate später reiste Dominic LeBlanc in die hessische Kleinstadt. Das langersehnte Treffen startete in Jonathans Elternhaus, wo Dominic LeBlanc und Ehefrau Jolène von Jonathan mit seinen Großeltern, Eltern und Geschwistern herzlich in Empfang genommen wurde. Die Kaffeetafel war liebevoll gedeckt und den beiden zu Ehren wurde eine Spezialität aufgetischt. „Es gab Schwarzwälder Kirschtorte – sehr lecker“, berichtet Dominic LeBlanc. „Es ist nicht mein erstes Mal in Deutschland, aber mein erstes Mal in Bad Hersfeld. Ich bin sehr, sehr glücklich darüber, hier zu sein. Auf diesen Besuch freue ich mich schon seit zwei Jahren.“

Weiter ging es mit einer Stadtführung durch Bad Hersfeld. Immer wieder legte Dominic LeBlanc während des Spaziergangs den Arm um Jonathan und strahlte vor Freude. „Jonathan ist mein genetischer Zwilling. Ich bin ihm zu großem Dank verbunden. Er hat mir dank seiner Güte und Tat das Leben gerettet", sagt er. „Es fühlt sich sehr vertraut an und ich habe in Dominic einen Freund fürs Leben gefunden“, ergänzt Jonathan.

Und, wie sollte es anders sein – ein weiteres Treffen ist in Planung. Dominic LeBlanc hat Jonathan mitsamt seiner Familie nach Kanada eingeladen. „Ich hoffe, dass dies nicht das letzte Mal sein wird, dass wir uns sehen. Wir sind genetisch für immer verbunden, demnach hoffe ich, dass Jonathans Familie diesen Sommer oder in ein paar Monaten nach Kanada kommen kann. Ich hoffe, dass ich in meinem nächsten Urlaub auch nochmal kommen kann.“

Doch vorher hatte er noch einen weiteren kulinarischen Wunsch. „Ich möchte ein Schnitzel essen. „Ich bin schließlich der einzige Minister in Kanada, in dem nun zu 100 Prozent deutsches Blut fließt“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Ich war immer schon Fan von deutschen Würsten und Schnitzel. Als Jonathan in Kanada war, waren wir gemeinsam in den besten Steakhouses in Montreal. Heute Abend freue ich mich auf ein tolles deutsches Essen mit Jonathans Familie in Bad Hersfeld.“

Die Registrierung in die DKMS – einfach und schnell gemacht!

Für den kanadischen Politiker und Jonathan ist es eine absolute Herzensangelegenheit, sich für das Thema Stammzellspende stark zu machen und so viele Menschen wie möglich dazu zu motivieren, sich als potenzielle Lebensretter:innen zu registrieren. „Deutsche Wissenschaft und Forschung, deutsche Großzügigkeit und die DKMS retten jede Woche Leben, in Kanada und überall auf der Welt. Es ist eine bemerkenswerte Sache, die die Deutschen tun“, so Dominic LeBlanc.

Aktuell sind bei uns mehr als 11,5 Millionen potenzielle Spender:innen registriert. Allein hierzulande sind es über 7,5 Millionen Menschen vielfältiger Ethnien. International sind wir mit Standorten in den USA, Polen, UK, Chile, Indien und Südafrika vertreten. Knapp 125.000 registrierte potenzielle Lebensretter:innen scheiden allein in Deutschland in diesem Jahr altersbedingt aus der Datei aus; in den kommenden Jahren steigt diese Zahl sogar noch. Der Grund: Nach dem 61. Geburtstag dürfen wir potenzielle Spender:innen in den internationalen Suchregistern nicht mehr listen. Ausschlaggebend sind hier medizinische Gründe.

„Ich kann nur jedem die Registrierung empfehlen. Für mich war es ein sehr einfacher Weg, ein Leben zu retten. Die Prozedur, die ich durchgehen musste, war nichts im Vergleich zu dem was jemand hat, der zum Beispiel Blutkrebs erleidet. Die Registrierung ist wirklich sehr einfach“, lautet Jonathans Appell.

Interessierte können sich jederzeit online unter www.dkms.de ein Registrierungsset mit genauer Anleitung nach Hause bestellen.

Das DKMS Schulprojekt – für noch mehr Lebenschancen

„Genau dieses Registrierungsset hat mir mein Leben gerettet! Dass die DKMS Registrierungsaktionen in deutschen Schulen macht und junge Deutsche zum Wangenabstrich motiviert, das ist es, was jeden Tag so viele Leben in Kanada, Deutschland und überall auf der Welt rettet“, bringt es Dominic LeBlanc auf den Punkt. „Wenn Jonathan vor sechs Jahren sich in seiner Schule nicht dazu entschieden hätte, es zu nutzen, wenn die DKMS sich nicht an Schulen engagieren würde, würde ich heute nicht hier stehen. Ich hätte nicht überlebt.“

Seit fast zwei Jahrzehnten informieren wir mit dem Schulprojekt Schüler:innen an Schulen in ganz Deutschland über die Themen Blutkrebs und Stammzellspende. Unter dem Motto „Dein Typ ist gefragt!“ bietet sie ihnen zudem bei Aktionen vor Ort die Möglichkeit, sich als potenzielle Stammzellspender:innen registrieren zu lassen. Gerade auch das Engagement junger Menschen ist für uns wichtig. Denn sie stehen über einen langen Zeitraum als potenzielle Spender:innen zur Verfügung und bringen aufgrund ihres Alters in der Regel gute körperliche Voraussetzungen für eine Stammzellspende mit.

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