„meinungsbilder“ ist ein Kunstprojekt – exklusiv und einzigartig wie der Mensch. Der Kölner Fotograf Valéry Kloubert hat prominente Persönlichkeiten porträtiert und unterstützt seit vielen Jahren die Arbeit der DKMS. Wie es zu diesem Kunstprojekt kam, erzählt er in seinem Blogbeitrag.
Als vor einigen Jahren Agfa pleite ging und der damalige Weltkonzern Kodak ins Schlingern geriet, stellte ich mir die Frage, ob es möglich ist, einen S/W-Film selbst zu produzieren. Bis zu diesem Zeitpunkt interessierte es selbst mich als Profifotografen nicht, wie fotografische Emulsionen entstehen. Nun hatte ich aber einen Grund, dies herauszufinden. Schließlich lag es nahe, dass in einiger Zukunft die analoge Fotografie nicht mehr möglich sein könnte. So weit ist es zum Glück noch nicht gekommen.
Ich fotografiere, seit ich 14 Jahre alt bin. Zu Beginn meiner Karriere analog auf Dia oder S/W-Film, jetzt ausschließlich digital. Lediglich im Urlaub fotografiere ich analog.
Seit 2001 fotografiere ich für die DKMS. So habe ich deren Arbeit kennen und schätzen gelernt. Ob Plakatmotive mit Prominenten, Reportagen über die Stammzellengewinnung oder Schminktipps für DKMS Life: So konnte ich Einblicke in die ganze Vielfalt ihres Engagements bekommen.
In meinem Alltag, der Werbung, verkauft das Foto ein Produkt. Es bildet makellose Schönheit ab. Das Produkt zählt, der Mensch ist nur Sympathieträger. Aus Hunderten Motiven wird ein perfektes gesucht.
Glasplattenfotografie will mehr als ein perfektes Bild. Die Schönheit des Menschen kommt von innen, sie ist nicht makellos. Sie hat Fehler und Falten. Freude und Trauer, Sieg und Niederlage prägen ein Gesicht. Wenn der Verschluss sich öffnet, fängt er den Menschen ein, wie er ist. Seine eigentliche Schönheit. Die Zeit wird angehalten. Für diesen einen Moment.
Zwei Jahre habe ich getestet. Geduld investiert und Geld, Enttäuschungen erfahren und Frustration. Dann kam der Durchbruch. Die Mühe zahlte sich aus, denn das Ergebnis überzeugte. Ein fast vergessener chemischer Prozess ist wieder zum Leben erweckt worden. Aus dem Glas treten atemberaubend scharfgezeichnete Portraits hervor. Das Glas bildet ihre Persönlichkeit ab: ungeschminkt, faszinierend, meinungsbildend.
Sie sind Träger einer Botschaft. Sie vermitteln die Individualität des Menschen und sind einzigartig.
Glas, Silbergelatine, Geduld, eine starke Lichtquelle und der eine Moment!
So entstehen die Meinungsbilder. Ich suche starke Prominente, die für eine Meinung stehen und die sich nicht über ihr Äußeres definieren, denn die Portraits der Meinungsbilder sollen ungeschminkt und sehr nah sein. Nur so können Unikate entstehen. Zu jedem Prominenten reise ich mit fünf Glasplatten. Das heißt, von fünf Fotos muss eines gelungen sein. Dafür müssen sich beide beteiligten Personen aufeinander einlassen. Um den Menschen in seiner Vielfalt darzustellen, braucht es nicht mehr als diesen Moment!
Die genetische Vielfalt unter allen Menschen ist so universal und zugleich so einzigartig, dass es für mich sehr nahe lag, mit diesem Projekt die tolle Arbeit der DKMS zu unterstützen. So kann auch ich mit einem kleinen Beitrag helfen.