Spender- und Patiententreffen

Ohne Christian hätte Hannah keine Zukunft gehabt

Es sind Geschichten wie diese, die unser Herz höherschlagen lassen: Im baden-württembergischen Deizisau sind sich kürzlich zwei ganz besondere Menschen begegnet. Die kleine Hannah, 10 Jahre alt, lernte gut zwei Jahre nach ihrer Blutkrebserkrankung ihren Stammzellspender Christian kennen.

12.07.2023

Ein Treffen voller Aufregung, Emotionen – vor allem aber mit dem Gefühl des ganz großen Glücks.

Es ist sonnig und heiß am späten Vormittag in Deizisau. Auf dem Sportgelände des TSV Deizisau warten drei Personen auf die Ankunft eines ganz besonderen Menschen. Die Stimmung ist positiv gespannt. Dann kommt er: Christian Buck, 32, Familienvater aus Langenau – und Lebensretter. Dank seiner Stammzellspende darf die kleine Hannah (10) weiterleben. Sie strahlt, als sie den Unbekannten sieht. Genau wie ihre Eltern. „Ohne Christian hätte Hannah keine Zukunft gehabt“, sagt Mama Julia.

Gut zwei Jahre zuvor, Anfang 2021, hing das Leben der damals siebenjährigen Hannah aus Deizisau am seidenen Faden. Sie litt an MDS, einer Vorstufe von Blutkrebs. Einzige Heilungschance: die Stammzellspende eines Fremden. In der Datenbank der DKMS fand sich ein perfektes Match. Hannah erhielt ihre zweite Lebenschance, kämpfte sich mit unbändigem Willen zurück ins Leben und stand ein Dreivierteljahr nach der Stammzelltransplantation im Winterurlaub wieder auf ihren geliebten Skiern – von früh bis spät, versteht sich.

„Christian hat nicht nur Hannahs Leben gerettet“, sagt Stefan Eitel, Hannahs Vater. „Er ist auch unser Familienretter.“ Christian Buck, der mit seiner Frau Janine und dem anderthalbjährigen Sohn Jonathan angereist ist, winkt bescheiden ab. „Für mich war es nicht viel und ich würde es jederzeit wieder tun“, sagt der IT-Systemelektroniker. „Für dich war es nicht viel, für uns war es alles“, sagt Eitel sichtlich bewegt.

Die Erwachsenen umarmen sich herzlich. Christian Buck beugt sich zu Hannah und sagt: „Schön, dich kennenzulernen!“ Auch er strahlt, langsam fällt die Aufregung von ihm ab. „Das war überwältigend und emotionaler, als ich es mir vorgestellt hatte“, gesteht er. „Ich habe Gänsehaut und bin so froh, dass alles geklappt hat und es Hannah jetzt so gut geht.“

Alle sind froh, dass die zweijährige Wartezeit aufgrund der in Deutschland vorgeschriebenen Anonymitätsfrist zwischen Spender:in und Empfänger:in nun ein Ende hat. Anonym hat Hannah Christian mit Unterstützung ihrer Eltern bereits geschrieben und sich herzlich für die Spende ihres genetischen Zwillings bedankt. Heute überreicht sie ihrem Lebensretter zwei Schmetterlinge – einen selbst gebastelten vergoldeten und einen silbernen an einer Kette. Der Schmetterling war in der Zeit ihrer Erkrankung so etwas wie Hannahs Erkennungszeichen und ist inzwischen für die ganze Familie zu einem besonderen Symbol geworden. Außerdem überraschen die Eitels den VfB-Stuttgart-Fan Christian mit einem unterschriebenen Trikot von Kevin Kuranyi und einer Videobotschaft des ehemaligen Fußball-Nationalspielers. Auch der Spender hat Geschenke mitgebracht – einen großen Präsentkorb mit allerlei Köstlichkeiten für die sechsköpfige Familie Eitel.

Anschließend flitzt Hannah zu ihren drei jüngeren Geschwistern, die die ganze für die Großen so aufregende Zeit über friedlich auf dem weitläufigen Gelände gespielt haben. Die Erwachsenen stärken sich mit selbstgebackenem Hefezopf und Brezeln. Die Stimmung ist gelöst. „Wir hatten auch vor heute schon mehrfach telefonischen Kontakt“, erzählt Christian. „Wir waren uns alle gleich sympathisch, die Atmosphäre immer locker und entspannt.“ Alle freuen sich nun auf zwei gemeinsame Tage, die sie zu neunt in Deizisau verbringen möchten. „Christian ist jetzt ein Teil von Hannah, ein Teil unserer Familie“, sagt Stefan Eitel.

Auch von der virtuellen Registrierungsaktion in Hannahs Namen, für die sich 2021 die ganze Region stark gemacht hatte, gibt es tolle Nachrichten: Von den rund 3.500 Spenderinnen und Spendern, die sich seinerzeit in unsere Datei aufnehmen ließen, haben acht bereits Stammzellen gespendet und so einem Menschen irgendwo auf der Welt eine zweite Lebenschance geschenkt. „Das macht uns stolz und froh“, sagen die Eitels.

Nach den Sommerferien wechselt Hannah auf die weiterführende Schule. Da sie auch im Krankenhaus stets fleißig war, musste sie kein Schuljahr wiederholen und beendet die Grundschule gemeinsam mit ihren Klassenkamerad:innen. Auch dieses neue Kapitel verdankt sie Christian Buck. Er rät allen gesunden Menschen zwischen 17 und 55, sich bei der DKMS zu registrieren: „Es war eine unbeschreibliche Erfahrung, Hannah kennenzulernen. Es ist so einfach für einen selbst, und man kann so viel bewegen. Lasst Euch registrieren!“

Weitere Möglichkeiten zu helfen
Du kannst die DKMS auf vielfältige Weise unterstützen und damit vielen Blutkrebspatient:innen neue Hoffnung auf Leben geben.