Spendergeschichten

Stammzellspenderin Selina: „Ein magisches Gefühl“

Mit ihrer Stammzellspende gab Selina Rücker aus Gießen einem Mann in den USA eine zweite Lebenschance. Inzwischen weiß sie: Dem Empfänger ihrer Stammzellen geht es gut, er kann dank ihrer Hilfe wieder ein gesundes Leben führen.

14.06.2023

Es ist jetzt sechs Jahre her, dass sich Selina Rücker als Stammzellspenderin registrieren ließ. Sie folgte damit dem Vorbild ihrer vier Jahre älteren Schwester sowie ihrer Mutter, die sich bereits zuvor dazu entschieden hatten, ihre Stammzellen zu spenden, wenn sie benötigt würden. Wie schnell Selina den Anruf dazu von der DKMS erhielt, war für die gesamte Familie überraschend, aber auch ein wunderbares Gefühl. „Es war um die Weihnachtszeit herum“, erinnert sich Selina. „Wir empfanden es wirklich als Geschenk, dass ich jemandem so direkt würde helfen können.“ Für Selina war sofort klar, dass sie es versuchen wollte. Ein Match der entscheidenden Gewebemerkmale, das war ihr sehr bewusst, bedeutet eine Riesenchance, aber keine Garantie. Ihre Spende ging an einen männlichen Patienten in den USA, und sie erfuhr ein Jahr später, dass es tatsächlich funktioniert hatte: Dem Patienten ging es gut, die Stammzellen wurden von seinem Körper gut angenommen. „Als ich das erfuhr, war ich einfach nur erleichtert, es fiel mir ein riesengroßer Stein vom Herzen“, berichtet Selina.

ANTWORTEN AUF VIELE FRAGEN

Selinas Stammzellspende sorgte für viel Gesprächsstoff in ihrem Umfeld. Familie und Freunde fragten nach, wollten genauer wissen, wie eine Stammzellspende funktionierte, was sich mit ihr alles erreichen ließe, was man tun könnte. „Viele dachten, dass der gesamte Prozess kompliziert wäre“, erzählt Selina. „Ich konnte aufklären und machte sie außerdem auf eine weitere Möglichkeit aufmerksam, wie man helfen kann: Unterstützung kann auch bedeuten, Geld zu spenden. Die Registrierung und Typisierungen neuer potenzieller Stammzellspender:innen kosten Geld. Wer diesen Weg wählt, hilft eben auch mit, Leben zu retten.“ Seit einem Jahr setzt Selina als Volunteer der DKMS ihr Talent ein, andere für die Themen Blutkrebs und Stammzellspende zu sensibilisieren. Sie unterstützt bei Registrierungsaktionen in verschiedenen Städten und selbst beim Wacken-Open-Air – ein echtes Highlight, wie sie selbst sagt.

ES WAR WIE MAGIE

Getoppt werden diese emotionalen und schönen Momente nur durch eines: Sie hat inzwischen Kontakt zum Empfänger ihrer Stammzellspende – ein Mann im Alter ihrer Eltern aus Washington D.C. „Die zweijährige Frist ist vor kurzem abgelaufen. Nur wenige Stunden, nachdem ich meine Daten für eine mögliche Kontaktaufnahme eingetragen hatte, erhielt ich eine E-Mail – von ihm“, erzählt Selina. „Dieser Moment ist nur schwer zu beschreiben. Ich saß einfach nur grinsend und total glücklich auf meinem Bett.“

Als sie vor etwas mehr als zwei Jahren Stammzellen spendete, hatte sie sich Erfahrungsberichte durchgelesen, wollte wissen, wie es sich anfühlt, jemand völlig Fremden die Möglichkeit zu geben, den Blutkrebs zu besiegen. „Ich konnte eigentlich nie so richtig nachvollziehen, wenn Stammzellspender:innen davon berichteten, dass sie eine ganz besondere Verbindung zum Empfänger hätten“, erinnert sie sich. „Doch auf einmal war dieses Gefühl da, geradezu Magie.“ Der ersten Mail folgte praktisch täglich eine weitere, inzwischen gab es ein Zoom-Meeting. „Es war total schön, ihn einmal zu sehen“, berichtet Selina. „Wir spürten überhaupt keine Fremdheit, da waren einfach nur seine Dankbarkeit und meine riesige Freude. Wir haben beide festgestellt, dass wir Pferde mögen und gerne Ski fahren.“ Natürlich ist auch ein Treffen geplant, entweder in den USA oder hier in Deutschland.

Und wie geht es für Selina weiter? „Ich bereite mich gerade auf meinen Master-Abschluss in biopharmazeutischer Technologie vor und werde das Anliegen der DKMS natürlich weiter unterstützen“, sagt Selina. „Es ist einfach unglaublich, was sich mit der Registrierung alles erreichen lässt. Man kann wirklich Leben retten!“ Und nicht nur das: „Ein gerettetes Leben bedeutet auch dem Umfeld, der Familie und den Freunden der Betroffenen, sehr viel.“ Diese Dimensionen, dazu die vielen Unterstützer der DKMS – all das motiviert Selina, ihre rundum positiven Erfahrungen weiterzugeben.

Weitere Möglichkeiten zu helfen
Du kannst die DKMS auf vielfältige Weise unterstützen und damit vielen Blutkrebspatient:innen neue Hoffnung auf Leben geben.