Blogbeitrag

Aus der Dunkelheit ans Licht: Was eine Öllampe mit einem Symposium in Indien zu tun hat

In Indien hat unser erstes Symposium für Transplantationsmediziner und Transplantationskoordinatoren im Bereich der Stammzelltransplantation stattgefunden. Carolin Schwarz war dabei und berichtet in ihrem Blogbeitrag auch über die „Lightening the lamp ceremony“.

06.11.2018

Während bei uns in Deutschland gerade die Herbstblätter rieseln und die Temperaturen sinken, denke ich an meine Dienstreise zu unserem ersten Symposium für Transplantationsmediziner und Transplantationskoordinatoren im Bereich der Stammzelltransplantation in Indien zurück, von der ich vor wenigen Tagen zurückgekehrt bin.

In diesem großen, spannenden und farbenfrohen Land ist so vieles anders als bei uns. Zumindest weiß ich jetzt, welche Bedeutung ein goldener Ständer mit einem Kreis roter Blütenblätter auf dem Boden hat. Ich hatte mich schon vorher darüber informiert und dafür gesorgt, dass dieser Ständer, eine Öllampe, uns an unserem Tagungsort erwartete, damit wir gemeinsam mit unseren indischen Kollegen und Partnern eine so genannte „Lightening the lamp ceremony“ zelebrieren konnten. Die Inder verbinden damit ein „Aus der Dunkelheit ins Licht“-Bringen – es wird als ein positives Zeichen gesehen, soll Erfolg bringen und wird ganz häufig bei Veranstaltungen aller Art zelebriert.

Ein sehr schöner Auftakt für unser erstes indisches Symposium, das ich für die DKMS mit initiiert habe, um uns gegenseitig noch besser kennenzulernen und zu vernetzen.

DKMS CMO Dr. Alexander Schmidt bei seiner Begrüßungsrede, im Vordergrund die Öllampe

Warum wir das machen? Weil wir vielen Menschen in diesem riesigen Land helfen können, die sonst keine angemessene Chance auf eine Stammzelltransplantation und damit eine zweite Chance auf Leben bekommen könnten.

Der Hintergrund ist folgender: Da die Anzahl potenzieller Stammzellspender indischer Herkunft global sehr gering ist, engagieren wir uns bei der DKMS seit einigen Jahren in Indien und kooperieren dort mit dem Bangalore Medical Trust (BMST). Unter dem Namen „Stem Cell Registry India“ nehmen wir neue potenzielle Stammzellspender auf, trainieren den lokalen Partner, übernehmen die Typisierungen neuer Spender und listen die Spender anschließend im weltweiten Register WMDA Search&Match. Seit 2015 sind wir außerdem als Register in Indien tätig, das heißt, wir koordinieren die Prozesse bei der Spendervermittlung zwischen Transplantationskliniken, Suchzentren und internationalen Registern und unseren gelisteten DKMS-Spenderdateien. Dadurch bieten wir aktuell 37 Transplantationszentren in Indien einen schnellen und zentralen Zugriff auf DKMS- und BMST-Spender.

Insgesamt haben 50 Teilnehmer das Symposium besucht, darunter Ärzte und Koordinatoren aus 14 indischen Transplantationszentren

Im Rahmen unseres indischen Förderprogramms haben Transplantationszentren in Indien Zugriff auf die kostenlose Software Hap-E Search als webbasiertes Tool zur Spendersuche. Dabei legen die Transplantationszentren (TC) online die Suche für ihren Patienten an. Hap-E Search ermöglicht, Suchen auf allen DKMS Datenbanken durchzuführen. Unsere Suchkoordinatoren, ich bin eine von ihnen, unterstützen dabei die Transplanteure bei der Auswahl des besten verfügbaren Spenders für ihre Patienten. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen stehe ich deshalb täglich in engem Kontakt mit den verantwortlichen Transplantationsärzten und Koordinatoren. Eine Arbeit, die Früchte trägt: 2017 konnten wir so bereits 39 Stammzellprodukte nach Indien und Sri Lanka vermitteln.

Unser Ziel ist es, noch effizienter zusammenzuarbeiten und den indischen Markt und seine Bedürfnisse besser zu verstehen und weitere Kliniken für die Zusammenarbeit zu gewinnen. Wir möchten den indischen Ärzten, die über unterschiedlicher Erfahrung in der unverwandten Stammzelltransplantation verfügen, unsere Prozesse näherbringen und ein besseres Verständnis für die Abläufe und Regularien bei der DKMS vermitteln – das Feedback unserer indischen Partner ist uns dabei besonders wichtig.

Eine spannenden Aufgabe und ein guter Anlass für ein zweitägiges Meeting. Insgesamt haben 50 Teilnehmer das Symposium besucht, Ärzte und Koordinatoren aus 14 indischen Transplantationszentren sind unserer Einladung gefolgt. Insbesondere für die Koordinatoren, die meist nicht die Möglichkeit bekommen, an wissenschaftlichen Kongressen teilzunehmen und sich dort mit Kollegen zu vernetzen, bot das Symposium eine tolle Plattform, sich kennenzulernen und auszutauschen. Darüber hinaus besuchten Vertreter der Register MDRI, deren Spender seit Ende September ebenfalls über Hap-E Search verfügbar sind, und der Arjan Vir Foundation – ein neues kleineres Register in Indien im Aufbau- unsere Veranstaltung.

Die Teilnehmer konnten sich bei „Round Table“-Diskussionen über die Besonderheiten und Herausforderungen in Indien austauschen

Im regen Austausch zwischen den Teilnehmern ging es um die Besonderheiten und Herausforderungen in Indien, aber auch um die Prozesse und kulturellen Unterschiede zu unseren anderen internationalen DKMS-Standorten in Deutschland, den USA, UK, Polen und Chile. Am ersten Tag bot das Symposium den Teilnehmern Vorträge und Diskussionsrunden von Typisierungsqualität bis hin zu Spender-Patienten-Kontakte und Nachsorge der Spender, sowie Schulungen wie die TCs ihre Fremdspendersuche über Hap-E Search, unserer Registersoftware, bearbeiten können. Der zweite Tag war vor allem der Frage gewidmet, wie eine Transplantationsklinik auch als Entnahmezentrum für unverwandte Stammzellspender agieren kann und welche speziellen Anforderungen an Entnahmezentren gestellt werden.

Wir haben in diesen beiden Tagen sehr viel voneinander und miteinander gelernt. Mit den vielen neuen und lebendigen Eindrücken und Erkenntnissen auf beiden Seiten hoffen wir, dass sich unsere Zusammenarbeit im Sinne von Patienten in Zukunft noch deutlich verbessern wird. Wir haben viel „Aus der Dunkelheit ins Licht“ gebracht – insofern war die Öllampen-Zeremonie zum Auftakt mehr als erfolgreich.

Und natürlich wollen wir aufgrund der großen Nachfrage und des positiven Feedbacks 2019 ein zweites Symposium anbieten.

Ich freue mich jetzt schon drauf.

Über Carolin Schwarz

Carolin Schwarz hat an der Universität Konstanz Chemie studiert. Seit April 2017 unterstützt sie die DKMS zunächst als Such- und Registerkoordinatorin. In dieser Funktion als Suchkoordinatorin unterstützte sie Transplantationsärzte in Indien und Sri Lanka bei der Suche nach dem bestmöglichen Stammzellspender für ihre Patienten. Inzwischen arbeitet Carolin als Teamleitung Search & Registry Coordination im DKMS Registry.

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