Patientengeschichten

Ufuks Mission: 695 neue Spender für die DKMS

Die kleine Liya ist 18 Monate alt, ein fröhliches und aufgewecktes Mädchen. Im März diagnostizierten die Ärzte bei der Londonerin mit türkischen Wurzeln eine akute Leukämie. Liyas Eltern Ufuk und Hatice händeringend einen genetischen Zwilling für das Kind – mit ungewöhnlichem Einsatz.

09.07.2020

Schon seit Wochen wenden sich Liyas Eltern an die Bevölkerung in ihrer Heimatstadt London und in aller Welt: „Die einzige Möglichkeit, dass unser Baby bei uns bleibt, bist Du!“ Die Zeit rennt Liya davon – sie soll bis Ende Juli transplantiert werden. Aufgrund der Coronakrise finden zum Schutz der Bevölkerung derzeit keine Vor-Ort-Registrierungsaktionen statt. Interessierte Spender:innen können sich dennoch jederzeit unter dkms.de ihr Registrierungsset anfordern und den Wangenabstrich zu Hause durchführen.

Doch auch diese Möglichkeit reichte dem verzweifelten Vater nicht. Da beide Elternteile türkischer Abstammung sind, ist die Wahrscheinlichkeit, in der türkischen Community einen geeigneten Spender zu finden, am höchsten. Unter strenger Einhaltung aller Corona-Regeln machte sich Ufuk daher in London auf den Weg, um insbesondere auch Menschen dieser Gruppe anzusprechen. Er ließ sich von der DKMS UK in London erklären, wie der Wangenabstrich fehlerfrei durchgeführt wird, und holte das Material bei der gemeinnützigen Organisation ab. Dann brachte er die Registrierungssets einzeln zur Haustür der Spender:innen und rief sie anschließend per Videotelefonie an, um virtuell bei der Registrierung zu unterstützen. Anschließend sammelte er die Sets ebenfalls kontaktlos wieder von der Türschwelle ein. Stolze 695 Menschen konnte er auf diese Weise für die Stammzellspenderdatei gewinnen.

Liya mit ihrem Vater Ufuk und Mutter Hatice

Zu Beginn des Jahres mussten Liyas Eltern einen über mehrere Wochen andauernden Ärztemarathon zurücklegen, bevor sie erfuhren, was der Kleinen fehlte. Das Mädchen war ungewöhnlich müde und appetitlos und fing an, merkwürdig zu laufen. Doch der behandelnde Arzt konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Wenig später brachten die Eltern Liya ins Krankenhaus, weil sie sich nicht mehr bewegen konnte und vor Schmerzen schrie. Doch wieder entdeckten die Ärzte nichts. Eine Woche später fuhren Ufuk und Hatice erneut mit Liya ins Krankenhaus – und dieses Mal wurde sie von Kopf bis Fuß untersucht. Mit einem fürchterlichen Ergebnis: akute Leukämie.

„Ich konnte nicht atmen“, beschreibt Mama Hatice den Moment der Diagnose. „Es fühlte sich an, als würde jemand wieder und wieder in mein Herz stechen. Ich weinte einfach nur. Alles, was ich tun wollte, war, den Raum zu verlassen und mit meinem Baby zu kuscheln.“

Sie und Ufuk hoffen nun, dass sich schnell ein Spender irgendwo auf der Welt findet, damit sie ihrer kleinen Liya beim Großwerden zusehen dürfen. Sollte bis Ende des Monats kein passendes Match gefunden sein, wird Papa Ufuk seiner Tochter Stammzellen spenden. Seine Gewebemerkmale passen allerdings nur zu 50 Prozent – keine Ideallösung.

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