Blogbeitrag

Unser Abenteuer mit Christian und David

Die Geschichte von Spender Christian, der seinen Patienten David aus den USA getroffen hat, steht exemplarisch für die Arbeit der Abteilung Spender-Patienten Kontakte, für all die Geschichten und kleinen Abenteuer, die das Team Tag für Tag erlebt, wie Deborah Buk in ihrem Blogbeitrag schreibt.

17.07.2019

Im Juli 2016, während der Fußball-Europameisterschaft 2016 der Herren, schrieb uns unser Spender Christian an und berichtete uns über sein schönes „digitales“ Kennenlernen mit seinem Patienten David aus den USA. David ging es damals, zwei Jahre nach seiner Transplantation, sehr gut, und er fieberte in den USA mit der deutschen Nationalmannschaft mit – mit einer Deutschlandflagge, die er von seinem Spender Christian geschenkt bekommen hatte. Christian und David unterstützten uns damals mit einem „EM“-Beitrag für unsere Kommunikation.

Rund drei Jahre später kam Christian erneut auf uns zu – pünktlich zur bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Doch dieses Mal stand nicht das Thema Fußball im Vordergrund, denn Christian berichtete über sein erstes Aufeinandertreffen mit seinem Patienten Ende Mai 2019. David kommt nach Deutschland! Mit im Schlepptau wird er seine Frau, eine seiner Töchter und seine Eltern haben. Die Patientenfamilie wird am World Blood Cancer Day am 28.05.2019 in München landen. Was für ein passender Anlass! Christian hat übrigens schon einmal gespendet – bereits Mitte 2012 für einen Patienten aus den USA. Leider hat dieser den Kampf gegen den Blutkrebs nicht gewonnen und ist verstorben.

Christian hatte damals die Möglichkeit, seine üblicherweise zwei Jahre dauernde Reservierung als Spender für seinen ersten Patienten auf maximal ein Jahr zu verkürzen. Christian meldete sich bei uns zurück und wollte so früh wie möglich wieder in den internationalen Suchlauf aufgenommen werden, um wieder für alle Patienten zur Verfügung zu stehen. Genau in diesem Zeitraum kam Christian erneut als Spender infrage – für David. Hätte er uns seinen Wunsch für die Verkürzung der Reservierungszeit nicht mitgeteilt, wäre er zum Zeitpunkt der Spendersuche für David im internationalen Spendersuchlauf nicht zu finden gewesen.

Wir klärten mit beiden Parteien ab, ob sie uns erneut mit ihrer beeindruckenden Geschichte in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen würden, und beide sagten glücklicherweise zu. Unseren Kollegen der Abteilung Corporate Communications lag eine aktuelle Anfrage für das RTL-Magazin „Life – Menschen, Momente, Geschichten“ vor. Diese Erstbegegnung war – nach Rücksprache mit unserer Kollegin Julia Runge – sehr passend für dieses Format, und Christian und David bestätigten, dass sie sich beide vorstellen können, auch vor einer Kamera ihre Geschichte mit uns zu teilen, und alles kam ins Rollen.

Christian und sein Patient wurden zunächst getrennt voneinander gefilmt und interviewt, David in London, wo er vor seiner Anreise nach München ein paar Tage verbrachte, und der Spender bei sich zu Hause in Ravensburg.

Waren wir bis zu diesem Zeitpunkt als „Fädenzieher im Hintergrund“ aktiv, stellte sich schnell heraus: Alle Kollegen, die das Wort „Öffentlichkeitsarbeit“ nur aussprechen können, sind bereits fest für den World Blood Cancer Day verplant! Also blieb nur eins: Eine Kollegin aus unserem Team machte sich am Dienstag, dem 28.05.2019, auf den Weg zum Münchner Flughafen, um bei diesem emotionalen Moment dabei zu sein und den Spender zu betreuen. Christian reiste mit seiner Schwester an und wirkte – trotz des allerersten Aufeinandertreffens mit seiner „zweiten Familie“ aus den USA und dem Kamerateam – sehr gelassen. Die Aufregung schien total verflogen zu sein, und er gab noch die letzten Interviews in der Arrival-Area. Zwei Tage zuvor war das Kamerateam bei ihm zu Hause. Da sei er aufgeregter gewesen, meinte er. Es habe aber alles wunderbar geklappt und er habe sich bei den Redakteuren gut aufgehoben gefühlt.

Wir – Christian mit seiner Schwester, unsere Kollegin und das Kamerateam – blickten alle auf die Tür zur Zollkontrolle und warteten darauf, dass David mit seiner Familie endlich durch sie hindurch kam. Als sich die blickdichte, automatische Schiebetür zum wiederholten Male öffnete und David mit seiner Familie zu sehen war, war Christian nicht mehr zu bremsen und sprintete los – direkt in die Arme seines Patienten. Die Emotionen gingen mit ihm durch, und die anfängliche gelassene Art war verflogen. Es war eine unheimlich herzliche Begrüßung: Die Patientenfamilie schloss den Spender mit seiner Schwester sehr herzlich in die Arme und die eine oder andere Träne ist geflossen. Man merkte gleich, dass die Familien in regelmäßigem Kontakt stehen und alle dem ersten Kennenlernen so sehr entgegengefiebert haben.

Nach diesem wundervollen Aufeinandertreffen verabschiedeten sich alle, und die Spender- und die Patientenfamilie lernten sich – abseits der Kameras – weiter persönlich kennen. Im Nachgang berichtete uns Christian noch von tollen und außergewöhnlichen Tagen mit seinem David. Sie haben beispielsweise einen Rundflug über den Bodensee gemacht, das Schloss Neuschwanstein, das Münchner Olympiastation und das KZ Dachau besichtigt. Ulm, Triberg, der Comer See und natürlich Ravensburg standen ebenfalls auf dem Programm. Gemeinsam feierten sie im Garten von Christians Familie Davids 47. Geburtstag, der auch gleichzeitig der Hochzeitstag von Christian ist. Dabei gab es selbstverständlich ein Deutschland-Trikot für David als Geschenk.

Es ist immer wieder schön, wenn sich Spender nach dem Adressenaustausch bei uns melden und sich dann auch noch bereit erklären, solch emotionale Momente mit uns zu teilen. Denn so können wir noch mehr potenzielle Stammzellspender gewinnen, aber auch unsere tägliche Arbeit sehr konkret erleben – für einen Mitarbeiter ein Highlight abseits des Büroschreibtischs!

Der zehnminütige Beitrag wurde am 15.06.2019 auf RTL im Magazin „Life“ ausgestrahlt, und daraus sind unglaubliche 1000 neue Lebenschancen entstanden.

Vielen Dank Christian und David, dass Ihr diese Momente mit uns geteilt habt und wir dabei sein durften!

Über Deborah Buk

Dr. Deborah Buk hat an der Universität Hohenheim Ernährungswissenschaft studiert und anschließend ihre Forschung im Bereich Zellbiologie und Biochemie im Rahmen ihrer Doktorarbeit an Interleukin-6-Typ Zytokinrezeptoren fortgesetzt. Nach weiteren 4 Jahren Post-Doc Tätigkeit und Leitung des Labors am Lehrstuhl Biochemie der Ernährung wechselte sie 2009 zur DKMS. Zunächst koordinierte sie in der Workup-Abteilung mit Spendern Stammzellentnahmen und übernahm 2010 die Leitung des damaligen Follow-up Teams, welches heute zu der selbständigen Abteilung Spender-Patienten Kontakte gewachsen ist.

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