Im Jahr 2015 registrierte sich Johannes als Stammzellspender an der Universität in Gießen. Seine Freunde haben ihn davon überzeugt: „Lasst uns das machen, es kostet nichts und tut nicht weh. Außerdem machen wir so was Gutes.“
Gesagt, Getan! Was Johannes zu dieser Zeit nicht ahnt, er bekommt tatsächlich die Chance einem Menschen das Leben zu retten. Einem kleinen süßen Jungen aus England. Nachdem die Anonymitätsfrist aufgehoben wurde, fährt er ins Land von Queen Elizabeth II und trifft diesen für ihn „fremden“ Jungen mit den roten Harren, blauen Augen und schelmischen Lächeln.
Ganz ehrlich, ich war total aufgeregt. Ich habe sogar kurz darüber nachgedacht einfach sitzen zu bleiben und weiterzufahren. Ich habe drei oder vier Mal den Fahrgast neben mir gefragt, ob das die richtige Haltestelle sei, oder ob ich schon vorbeigefahren wäre und diese verpasst habe. Als ich dann aber an der vereinbarten Haltestelle ausgestiegen war, wusste ich: Jetzt kann es nur noch gut werden. Im Rückblick kann ich es nur bestätigen.
Wir haben uns begrüßt und umarmt. Dass worauf ich mich seit 3 Jahren gefreut habe, ist endlich eingetroffen. Ich war in diesem Moment einfach nur überglücklich.
Ich habe insgesamt vier Tage in Watford verbracht. Begrüßt wurde ich mit einer kleinen Grillparty, wo ich wirklich alle wichtigen Menschen im Leben von Henry kennengelernt habe. Und es wurde nicht langweilig: ein Besuch im Museum, im Community Club, eine Zugreise nach London – all das sind ein paar Ausschnitte, was ich alles gesehen habe. Doch entscheidend waren für mich die Gespräche; mit den Großeltern; den Eltern, den Freunden und vor allem die intensive Zeit mit meinem kleinen genetischen Bruder, der mir so unfassbar ans Herz gewachsen ist. Es ist faszinierend, was der Kleine in seinem jungen Leben schon alles überstanden hat. Seine Eltern sagten mir, dass es für sie ein Wunder wäre , dass er noch lebt! Sein Lächeln, seine Aufgewecktheit, seine Neugier für das Leben haben mir immens verdeutlicht, wie wichtig es war, sich damals registrieren zu lassen.
Gezögert habe ich nicht, aber ich war mehr als überrascht. Ich war gerade zuhause und habe gelernt als der Anruf von euch kam. Wer ist da? Die DKMS? Was macht ihr nochmal? Ich bin registriert? Und ich soll Stammzellen spenden? – diverse Fragen hatte ich. Das Schöne ist, ihr nehmt euch alle Zeit der Welt, um die Spender ausführlich aufzuklären.
Nach dem Telefonat habe ich direkt ein Termin beim Hausarzt für die Blutentnahme gemacht und so nahm alles seinen Lauf.
Mega unkompliziert. Ich wurde nach Köln eingeladen, durfte mit meiner Begleitung in einem netten Hotel übernachten, musste mich um nichts Organisatorisches kümmern. Meine einzige Aufgabe bestand darin, Stammzellen zu spenden. Dafür wurde ich an ein Apparat befestigt und aus meinem Blut wurden dann Stammzellen ausgeschwemmt. Bei mir ging es richtig schnell. 1,5 Stunden meines Lebens haben einem anderen Menschen eine zweite Chance auf Leben gegeben.
Definitiv! Vor der Spende, habe ich mir wenig Gedanken zur Person gemacht. Für mich war einfach klar, dass ich die Chance nutzen möchte, jemand anderem das Leben eventuell zu retten. Aber in dem Moment als ich erfahren habe, dass es ein kleiner Junge aus England ist, war es sehr bewegend. Plötzlich bekommt die anonyme Person mehr „Gesicht“. Ich habe mir vorgestellt, dieser Junge hat jetzt die Chance ein normales Leben zu führen, zu spielen und ohne Schmerzen glücklich zu sein.
Die Worte von Henrys Eltern: „Du hast nicht nur das Leben von unserem Sohn gerettet, du hast einer ganzen Familie und allen Angehörigen wieder Hoffnung gegeben und ein glückliches Leben mit einem tollen Jungen geschenkt.“ Mein Appell an alle da draußen ist also: Registriert euch noch heute bei der DKMS!
Es gibt kein besseres Gefühl, als etwas zurück zu geben. Ich habe mich immer super aufgehoben gefühlt und genieße nun als DKMS Volunteer noch mehr, meinen Teil in dieser Welt beizutragen. Ich gehe an Schulen, halte Vorträge darüber, was die Stammzellspende ist und was man damit bewirken kann.
Danke Johannes, für diese Worte. Sie bedeuten uns immens viel, aber noch viel mehr bedeuten sie all den Patienten und deren Angehörigen da draußen. Wir freuen uns, wenn deine Geschichte mit Henry viele Menschen motiviert, sich als Stammzellspender zu registrieren.