Dr. Anja Sauer arbeitet als Ärztin bei der DKMS Stem Cell Bank in Dresden. Anja verrät im Interview zu diesem Blogbeitrag, welche Herausforderungen ihre Arbeit mit sich bringt und was ihr ganz besonders wichtig ist, als Mensch und als Kollegin im Team und wie sie zur DKMS gekommen ist.
Liebe Anja, wie müssen wir uns deine Arbeit vorstellen?
Als Ärztin bin ich direkt und vorrangig zuständig für die Beurteilung der Anamnese unserer Nabelschnurblutspender:innen. Zusätzlich bin ich Informationsbeauftragte und stellvertretende Stufenplanbeauftragte nach Arzneimittelgesetz (AMG). Die meiste Zeit arbeite ich also am Computer, habe aber auch Aufgaben im Labor.
Du arbeitest hier als Ärztin und hast auch Kontroll- und Steuerungsaufgaben. Kannst du das ein wenig genauer erklären?
Die Anamnesebeurteilung unserer Nabelschnurblutspender:innen ist Teil der Herstellung unserer Stammzellpräparate aus Nabelschnurblut. In diesem Zusammenhang berate ich werdende Mütter, die sich ja dafür entscheiden, das Nabelschnurblut zu spenden, direkt und überprüfe jeden bei uns eingehenden Anamnesebogen auf Ausschlusskriterien, denn nicht jede Spende ist als Arzneimittel geeignet.
Zu meinem Aufgabenbereich gehört außerdem das Sammeln und Bewerten bekannt gewordener Meldungen über Arzneimittelrisiken, das Einleiten von Rückverfolgungsverfahren und die Überwachung von Dokumentations- und Anzeigepflichten gegenüber den Aufsichtsbehörden. Als Informationsbeauftragte sichte ich aktuelle Fachliteratur und bin für unsere Gebrauchs- und Fachinformation zuständig. Das alles sind gesetzlich vorgeschriebene Funktionen und Aufgaben, um Arzneimittel herstellen zu dürfen.
Zusätzlich habe ich hier die Möglichkeit, meine fachärztliche Ausbildung für Transfusionsmedizin voranzutreiben.
War das ein Kriterium, dich für die DKMS zu entscheiden?
Durchaus. Ich hatte drei verschiedene Angebote zur Auswahl. Bei der DKMS Stem Cell Bank habe ich meinen potenziellen zukünftigen Chef Dr. Alexander Platz getroffen: Das war ein sehr überzeugendes Gespräch, unkompliziert und freundlich, es weckte sofort Begeisterung.
Ich empfand das Thema – die Bekämpfung von Blutkrebs – hoch motivierend. Mir war es auch immer wichtig, in einer angenehmen Atmosphäre zu arbeiten, mit freundlichen Vorgesetzten und netten Kollegen. Deshalb habe ich mich auch bewusst gegen die Arbeit in einer Klinik entschieden. Dieser zeitliche Druck, die Wochenendarbeit und Dienste – all das hätte sich für mich nicht gut angefühlt. Hier bei der SCB fühle ich mich wohl und die Arbeitsbedingungen stimmen.
Alexanders Enthusiasmus für die gute Sache hat mich damals fasziniert. Er hat mir beim Bewerbungsgespräch ganz spontan die Cryotanks gezeigt. Damals stand ein Teil noch in den Räumlichkeiten der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden. Seit zwei Jahren haben wir außerdem ein eigenes Reinraumlabor.
Das zeigt: Wir wachsen, wir waren noch nie so groß, das ist unglaublich. Die Aufgabengebiete werden größer und vielfältiger – auch das gefällt mir an meiner Arbeit. Es wird einfach nie langweilig. Dabei geht es um den Wandel von einer Nabelschnurblutbank zu einer weiter gefassten Stammzellbank mit der Herstellung von weiteren Arzneimitteln (kryokonservierte, allogen-ungerichtete periphere Blutstammzellen als sofort verfügbare Alternative zu frischen Stammzellen aus peripherem Blut bei dringlichen Indikatoren) und weiteren Stammzell-Projekten. Die Stammzellbank wächst und mit ihr das spannende Aufgabengebiet für mich als Ärztin.
Wir haben den Eindruck, dass der Wissenschaftsstandort Dresden auf diese Weise einen Schub erhalten hat. Empfindest Du das auch so?
Ja, auf jeden Fall. Bei unserem jüngsten internationalen DKMS Townhallmeeting aus Dresden haben wir unseren Standort hervorragend präsentiert. Als ich jetzt an der Jahrestagung der DGTI teilgenommen habe, dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, wurde mir wieder bewusst, wie außergewöhnlich dieses Fach ist. Ich denke dabei an die CAR (Chimeric Antigen Receptor) -T-Zell- und NK-(Natürliche Killerzellen)-Zell-Therapien und den Einsatz von MSC (Mesenchymale Stromazellen) sowie daran, was eventuell auch bei uns in der SCB noch alles möglich wäre.
Für viele ist es wichtig, eine gesunde Balance zwischen Berufs- und Privatleben zu erreichen. Wie gelingt dir das?
Für mich ist dieses Thema sehr wichtig. Ich möchte mich beruflich weiterentwickeln und gleichzeitig mein privates Leben mit der Familie führen können. Ich arbeite in Teilzeit und nutze die Möglichkeit, im Homeoffice meine Aufgaben zu erledigen. Für Ärzte ist es sehr schwierig, im medizinischen Umfeld eine solche Arbeitsstelle zu finden.
Klar: Was ich mache, ist eine Nische in der Medizin, auch in der Transfusionsmedizin selbst ist dieser Bereich speziell. Für mich ist das perfekt, und es passt hervorragend zu mir und meinem Leben. Dass es nicht nur mir so geht, wird mir immer wieder bewusst, wenn ich danach gefragt werde, ob es offene Stellen bei uns gibt. Auch wenn das aktuell bei der SCB nicht der Fall ist, werden Ärzte bei der DKMS immer gesucht, auch an anderen Standorten.
Internationalität, ist das irgendwas, was du in der Arbeit bemerkst und was dir wichtig ist?
Wir sehen es bei unseren Akkreditierungen, wie international wir sind: Unsere Präparate werden international abgegeben. Deshalb ist es wichtig, dass wir ein gutes Englisch sprechen. Dies zu lernen und immer wieder aufzufrischen, wird von der DKMS übrigens durch entsprechende Schulungen unterstützt.
Ihr seid ein Team, das sehr eng zusammenarbeitet. Wie nimmst du das wahr?
Es ist mir sehr wichtig, dass wir uns im Team gut verstehen, uns aufeinander verlassen können und immer für den anderen ansprechbar bleiben. Ich erlebe es hier so und das gibt mir ein gutes Gefühl.
Wir reden oft von der DKMS Familie. Was bedeutet das für dich?
Es ist tatsächlich nicht einfach so daher gesagt, sondern gelebte Realität. Es fühlt sich in vielen Momenten sehr familiär an. Bei Townhall-Meetings spüre ich das, aber auch bei unseren Teamevents: Es ist schön, einmal ungezwungen zusammenzukommen. Wir waren im vergangenen Jahr am Konzertplatz Weißer Hirsch. Da wurde gegrillt, ein Feuer in einer großen Schale gemacht, Spiele gespielt und einfach nur geredet, auch über private Dinge.
Das klingt schön. Könntest du bitte folgenden Satz vervollständigen? „Die DKMS bedeutet für mich, …“
… einer wichtigen Arbeit nachzugehen, die mir selbst viel bedeutet und somit ein wichtiger Teil meines Lebens ist. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt, die echte Freunde wurden.
Vielen Dank, wie lautet dein Schlusswort?
Ich würde mich freuen, wenn aufgrund meines Beitrages andere Ärzte und Ärztinnen von den Arbeitsbedingungen bei der DKMS hören würden und Lust bekämen, sich bei uns zu bewerben. Die DKMS ist wirklich eine tolle Organisation und die gesamten Bedingungen sind hervorragend.
Dankeschön, liebe Anja.