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Warum Vielfalt im Kampf gegen Blutkrebs wichtig ist

Wenn wir im Kampf gegen Blutkrebs von Diversity sprechen, meinen wir dabei vor allem die vielfältige regionale Abstammung unserer Spender. Das ist auch ein Hauptgrund dafür, unsere Aktivitäten kontinuierlich auf andere Länder auszuweiten.

06.07.2016

Wenn wir im Kampf gegen Blutkrebs von Diversity sprechen, meinen wir dabei vor allem die vielfältige regionale Abstammung unserer Spender. Damit verbinden wir die Hoffnung auf eine ebenso große Vielfalt bei Kombinationen von Gewebemerkmalen. Die Chance, dass ein potentieller Stammzellspender für einen Blutkrebspatienten auch tatsächlich passt, ist häufig höher, wenn die Abstammung von Spender und Patient übereinstimmt, da die Gewebemerkmale vererbt werden und regional und ethnisch unterschiedlich verteilt sind. Unser Ziel ist es deshalb, die genetische Vielfalt der Stammzellspenderdatei unter den registrierten Spendern zu steigern. Das ist auch ein Hauptgrund dafür, unsere Aktivitäten kontinuierlich auf andere Länder auszuweiten. Derzeit gibt es DKMS Standorte in den USA, Polen, UK, Chile, Indien und Südafrika.

In Deutschland kann inzwischen für rund 85 Prozent der betroffenen Blutkrebspatienten ein passender Spender gefunden werden. In anderen Ländern stellt sich die Situation weitaus schlechter dar. Immer noch sterben zu viele Patienten, weil die medizinische Versorgung in ihrem Heimatland mangelhaft ist. Darüber hinaus stehen oftmals nicht ausreichend passende Stammzellspender zur Verfügung, sodass auf die Dateien und Register außerhalb des Landes, z. B. in Deutschland oder in den USA, zurückgegriffen werden muss. Variieren die Gewebemerkmale jedoch zu sehr von dem weltweit verfügbaren Spenderpool, bleibt die Suche nach dem passenden Lebensretter leider oft ergebnislos.

Optimierung der Findewahrscheinlichkeit

Forschung ist wichtig und kann Leben retten. Bei der DKMS gibt es zur ständigen Optimierung unserer Arbeit zahlreiche Forschungsprojekte in verschiedenen Fachabteilungen. Die Optimierung der Findewahrscheinlichkeiten von passenden Spendern im internationalen Rahmen ist eine besonders spannende Frage, der die DKMS-eigenen Wissenschaftler nachgehen. In welchen Ländern müsste man sich idealerweise weltweit um die Neuaufnahme von Spendern bemühen, um noch mehr Patienten helfen zu können? Wie lässt sich die „Trefferquote“ erhöhen? Ist es für Patienten eines Landes von Vorteil, wenn Spender in speziellen anderen Ländern oder eher im eigenen Land aufgenommen werden?

Mithilfe der sehr großen bei der DKMS registrierten Zahl von Gewebemerkmalen von Spendern erstellten DKMS-Wissenschaftler verschiedene Kalkulationen, um herauszufinden, wo auf der Welt man Spender neu aufnehmen sollte, um die Wahrscheinlichkeit, den passenden Spender für einen Patienten zu finden, mit möglichst wenig Neuaufnahmen möglichst stark zu erhöhen. Bezieht man die Überlegungen zunächst auf spanischstämmige und deutschstämmige Spender, so bestätigt das Ergebnis die intuitive Vermutung: Deutsche Patienten profitieren am meisten von mehr deutschen Spendern und polnische Patienten von mehr polnischen Spendern, und zwar unabhängig davon, wie viele Spender der jeweils anderen Nationalität schon registriert sind und unabhängig vom bereits praktizierten internationalen Stammzellspenderaustausch.

Mit demselben Modell wurden anschließend die Spenderzahlen, wie sie beim weltweiten Register Bone Marrow Donors Worldwide (BMDW) gemeldet sind, für jene 21 Bevölkerungsgruppen ausgewertet, deren Gewebemerkmalshäufigkeiten öffentlich zugänglich sind. Diese Hochrechnungen zeigen zum einen, welchen Ethnien der internationale Austausch von Spendern besonders nutzt, zum anderen, welche Ethnien am meisten von einer entsprechenden weltweit optimierten Neuaufnahme profitieren würden. Denn trotz des weltweiten Austauschs ist den Patienten am meisten geholfen durch die Neugewinnung von Spendern aus derselben Bevölkerungsgruppe. In vielen Ländern, die über keine hinreichend große Spenderbasis verfügen, besteht ein entsprechend großer Bedarf für die Aufnahme von bedeutend mehr neuen Spendern.

Erst die Verfügbarkeit von mehr registrierten und zudem hochaufgelöst typisierten Spendern (d. h. in allen zwölf transplantationsrelevanten Gewebemerkmalen typisierte Spender) kann zu einer erheblichen Verbesserung der Situation von Blutkrebspatienten führen.

Die DKMS investiert ständig in die Weiterentwicklung und Verbesserung ihrer Arbeit, national und international. Je effizienter wir arbeiten, umso schneller können Patienten im Wettlauf mit der Zeit den passenden Spender finden. Aus diesem Grund hat die DKMS eine ganze Reihe von Qualitätsprogrammen und Forschungsprojekten auf den Weg gebracht, in die der Vielfalt-Gedanke immer eingebunden ist.

Internationale Vernetzung:

Als weltweit größte Stammzellspenderdatei hat die DKMS die Möglichkeit, die Situation von Blutkrebspatienten aktiv zu verbessern und nimmt diese Verantwortung wahr. In Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und Dateien organisiert die DKMS weltweit die Vermittlung und den Transport von Stammzellspenden, betreibt und fördert aktiv die Forschung zum Thema Stammzellspende und -transplantation und unterstützt Register und Dateien, indem sie ihr Wissen uneingeschränkt teilt. Zusätzlich verfolgt die DKMS weiterhin ihren Expansionskurs, um die Vielfalt der Gewebemerkmale im weltweiten Datenpool zu erhöhen.

Gründung von Fachabteilungen mit internationalem Anspruch:

Eigene DKMS-Fachabteilungen wie das International Medical Team, Transplant Center Services (TCS), und die Abteilung International Business Development tragen dafür Sorge, dass neue Länderstandorte entwickelt und internationale Partner für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Dabei wird sichergestellt, dass die hohen Qualitäts- und Service-Standards aus Deutschland auch auf andere Standorte übertragbar sind. Außerdem geht es darum, mehr Aufmerksamkeit auf das lebenswichtige Thema Stammzellspende zu lenken.

Das Ancestry-Projekt:

Bei einer Transplantation kommt es maßgeblich auf die Übereinstimmung der Gewebemerkmale (HLA-Merkmale) von Spender und Patient an. Um ganz gezielt Spender mit seltenen Gewebemerkmalskombinationen als Neuspender zu gewinnen, wurde „Ancestry“ ins Leben gerufen. Denn die Wahrscheinlichkeit, bei nahen Verwandten von Spendern neue Spender mit seltenen und einzigartigen Gewebemerkmalen zu finden, ist erhöht. Zuletzt hat die DKMS vor allem Spender mit spanischen, französischen und türkischen Wurzeln angeschrieben, damit diese auch ihre Verwandtschaft über die Möglichkeit der Stammzellspende informieren und zum registrieren bewegen.

Das „Vielfalt“ Projekt:

Im Vielfalt-Projekt der Spenderneugewinnung werden alle in Deutschland lebenden Menschen Nicht-Deutscher Herkunft angesprochen. So wurden beispielsweise gemeinsam mit DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.), dem Zentralrat der Muslime, diversen Kulturvereinen und Botschaften verschiedener Länder gemeinsame Aktionen ins Leben gerufen, um auch Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen. So haben sich beispielsweise bereits über 150.000 Türkeistämmige in die Datei aufnehmen lassen, mehr als in der Türkei selbst registriert sind.

Der World Blood Cancer Day:

Der World Blood Cancer Day ist der weltweite Aktionstag im Kampf gegen Blutkrebs, an dem überall auf der Welt Solidarität mit Patienten demonstriert werden soll. Initiiert wurde er 2014 von der DKMS. Zusammen sollen jedes Jahr am 28. Mai Stammzellspenderdateien, Stammzellspenderregister, Transplantationszentren, Initiativgruppen und andere Helfer rund um den Globus in Aktion treten – und so geballt die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken, um noch mehr Unterstützer im Kampf gegen die Krankheit zu gewinnen. Der gemeinsame Aufruf lautet: Setz ein Zeichen!

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